Anita vom Blog Running-Mami hat gerade die 40-Tage-Zuckerfrei-Challenge von Hannah Frey hinter sich. Sie ist nicht nur aktive Sportlerin, sondern auch Mutter zweier Kinder und lebt den ganz normalen Familienalltag. Wie es Anita während der Challenge ergangen ist, wie sie ihr zuckerfreies Leben mit Sport und der Familie meistert und was ihr nun am meisten fehlt, erfahrt ihr im Interview.
1. Wie hast du die zuckerfreie Zeit während der Challenge empfunden und hältst du dich nach diesen 40 Tagen noch daran?
Ich habe die Zeit als sehr intensiv, teilweise anstrengend erlebt, aber auch als sehr befreiend erlebt. Der Zuckerverzicht selber fiel mir relativ leicht. Vermutlich weil ich davor bereits darauf geachtet habe, mich schon länger mit der Thematik beschäftige und Herausforderungen solcher Art mag. Schwierig war das Zeitmanagement und die Kombi mit dem Familienalltag, besonders zu Beginn. Ich koche fast alles selbst und für gewisse Lebensmittel, die bis dahin fest in meinem Alltag integriert waren, musste ich einen Ersatz finden. Während der Challenge habe ich auch auf Zuckerersatz verzichtet, was ein zusätzliches Stolppersteinchen war. Selbst als jemand, der seit längerer Zeit auf versteckten Zucker achtet, stellte mich der Einkauf teilweise vor grössere Hürden.
Ich mache auf jeden Fall weiter, so wie bereits vor der Challenge. Das heisst, dass Zuckerersatz wieder geht und auch Produkte, die leicht gezuckert sind. Ich orientiere mich da an der 5 Gramm-Grenze auf 100 Gramm.
2. Gab es etwas, dass du während deiner zuckerfreien Zeit besonders vermisst hast?
Vermisst habe ich während der Challenge vor allem Trockenfleisch, Skyr und ab und an eine Cola Zero. Ausnahmen gab es keine. Zumindest nicht bewusst. Selbst Einladungen oder unumgängliche Restaurantbesuche konnte ich zuckerfrei halten, jedenfalls nach bestem Wissen.
3. Auch wenn man regelmässig und sehr ausgewogen isst, überkommt einem zwischendurch doch einmal die Lust etwas zu Naschen. Welches ist dein liebster zuckerfreier Snack?
Das kenne ich und natürlich habe ich auch Gelüste. Mein Süssigkeitenersatz sind Nüsse, Datteln und Beeren aller Art. Ab und zu gönne ich mir einen zuckerfreien Rohkostriegel oder eine Cola Zero. Ich probiere zudem viel aus und backe gerne selbst. Manchmal mit Erfolg, manchmal weniger. Mein Lieblingsdessert ist aktuell meine selbstgemachte Roulade mit Erdbeeren, Zitrone, Minze und Magerquark.
4. Ich erlebe immer wieder den grossen Aha-Effekt bei Produkten, die vermeintlich nicht süss sind, dennoch eine Menge Zucker enthalten. Bist du ebenfalls auf solche Produkte gestossen, die du nun ein für alle Mal vom Speiseplan verbannt hast? Wie ersetzt du sie?
Solche Momente gab es öfters, ja. Immer wieder erschrocken bin ich über die Menge an zugesetztem Zucker in aromatisierten Joghurts und vermeintlich gesundem Fruchtjoghurt und –quark. Diese habe ich mit Naturjoghurt und –quark ersetzt und die anderen haben den Weg zurück in unseren Kühlschrank nicht mehr gefunden. Oder jedenfalls nicht durch mich ;-).
Ich selbst esse sehr gerne Skyr, auch wegen seines Proteingehalts. Leider enthält er jedoch Aspartam. Ausserdem habe ich versucht Joghurt selbst herzustellen. Meine Jungs waren davon aber mässig begeistert. Konsistenz und Geschmack sind doch sehr anders, als bei gekauftem Joghurt. Da Naturjoghurt einfach eine tolle, gesunde und schnelle Alternative ist, schenke ich mir das künftig mit dem Selbermachen. Doch auch in Hüttenkäse oder gewissen fertigen Varianten von Hummus bin ich auf Zucker gestossen. Dort sind die Mengen zwar nicht so hoch oder sogar so niedrig, um als zuckerfrei durchzugehen. Dennoch sehe ich wirklich nicht ein , warum es dort Zucker überhaupt braucht. Geschweige denn, dass ich ihn darin erwarten würde.
5. Du treibst sehr viel Ausdauersport. Fehlen dir die Kohlenhydrate in Form von Zucker, welche einen kurzfristigen Energieboost geben? Was isst du, um möglichst viel Energie für den Sport zu haben?
Das ist eine sehr spannende Frage, mit der ich mich immer wieder beschäftige. Grundsätzlich fehlt mir der Zucker beim Sport nicht. Ich bin Hobbyläuferin. Für mein Training oder den Sport zum Ausgleich – was den Hauptteil meiner sportlichen Aktivitäten ausmacht – brauche ich keinen Zuckerboost. Bei Wettkämpfen sieht es anders aus. Wenn ich mehr als 10 Kilometer oder gut über eine Stunde laufe, brauche ich zwischendurch eine Verpflegung. Sonst reicht mir erfahrungsgemäss die Energie nicht oder jedenfalls nicht, um die Zeit zu erreichen, die ich gerne haben möchte.
Bananen sind eine zuckerfreie Alternative
, nur mag ich sie nicht so gerne. Daher weiche ich auf diese zuckrigen, schnellen Energielieferanten in Form von Energieriegeln oder Gels aus. Wobei ich mir meine eigenen Energiespender, die ich in einem Training getestet habe, mitnehme. Da dies, inklusive den Testläufen zum Ausprobieren der Verpflegung, höchstens vier bis sechs Mal im Jahr vorkommt, ist das für mich völlig in Ordnung und situationsangepasst. Am Vorabend vor einem Wettkampf und am Wettkampftag selbst greife ich gerne zu Kohlenhydraten in Form von herkömmlichen Teigwaren, Müesli und weissem Brot. Zwar nicht direkt Zucker, aber Produkte, die ich sonst zu meiden versuche. Ich bin da immer wieder am Ausprobieren.
6. Was empfiehlst du „Zuckerfrei-Anfängern“, die sich zwar mit dem Thema Zucker beschäftigen, jedoch noch nicht den richtigen Einstieg in den Entzug gefunden haben?
Damit zu beginnen und sich eine Mindestlaufzeit zu setzen. Die Umstellung kann, gerade mit Familie oder bei stressigem Job, recht fordernd sein – für den Körper, aber auch organisatorisch. Zwei Wochen reichen nicht für ein Umgewöhnen und Ankommen. Da darf man sich gerne 4-6 Wochen Zeit lassen. Ausserdem empfehle ich Tabula rasa – also keinen langsamen Ausstieg. Der Anfang kann hart sein, aber wenn er geschafft ist, ist er geschafft. Hat man erst einmal ein, zwei Monate ganz auf Zucker verzichtet und sich entwöhnt, treiben einen Restaurant-Einladungen oder das Stück Lieblingskuchen, den das Grossi extra gebacken hat und mit dessen Verweigerung man wirklich niemandem einen Gefallen tut, nicht mehr in den Rückfall.
Ich finde es immens wichtig, dass das Thema „zuckerfreies Leben“ für jeden so ausgestaltet wird, dass es mit dem alltäglichen Leben kombinierbar ist. Es gibt keine Zuckerpolizei, die uns abstraft, wenn wir etwas falsch machen oder Zucker essen. Wir entscheiden alle selbst, was für uns in Ordnung ist und was nicht. Auch eine „nur“ zuckerreduzierte Ernährung kann genug sein. Wenn es zu Gunsten eines entspannteren Familienalltages oder dem Vermeiden eines Leistungseinbruches an einem Volkslauf einmal einen Fertigwähenteig oder einen zuckrigen Energieriegel gibt, ist das kein Problem. In meinen Augen nicht einmal eine Ausnahme, sondern die Art, wie wir entscheiden haben, es für uns umzusetzen.
Ausserdem helfen mir tolle Blogs wie deiner, liebe Dominique und Communities. Man holt sich Inspiration, Unterstützung und ist nicht alleine.
Ich möchte mich bei Anita ganz herzlich für ihre Offenheit und das tolle Interview bedanken. Wenn auch ihr gerne eure Geschichte erzählen und Teil meiner Interview-Reihe Freunde ohne Zucker werden möchtet, könnt ihr mir via Kontaktformular schreiben. Ich freue mich. 🙂
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