Wenn der Arbeitskollege in der Pause genüsslich sein Schokoladenbrötchen verdrückt oder die beste Freundin in der Bar ihren Caipirihna schlürft, hissen wir gedanklich bestimmt schon unsere weisse Zuckerabstinenzflagge. Das Gehrin schaltet auf Autopilot und droht dem leckeren, süssen Etwas zu verfallen. Ich kenne dieses Gefühl und zwar zu Genüge! Damit umzugehen braucht gerade in der Anfangsphase viel Disziplin, etwas Geduld und folgende Punkte ins Gedächtnis gemeisselt:
Ausnahmen gibt es nicht
Ausnahmen suggerieren, dass es feste Regeln und Gesetze gibt, an die man sich halten soll. Die zuckerarme Ernährung ist weder eine Diät, noch ein striktes Abnehmprogramm – sondern die bewusste Entscheidung auf Zucker zu verzichten. Die Motivation die eigene Ernährung umzustellen, sollte also mit dem Bewusstsein und Wissen, was Zucker mit uns anstellt, gefällt werden. Ein Ausrutscher soll nicht negativ bewertet werden, sondern eher als Standortbestimmung des Körpers: Zucker wird nach wie vor verlangt! Das Einführen von Joker-Tagen oder „ein Stück pro Tag ist ok“ würde dazu führen, dass die Zuckersucht aufrechterhalten bleibt und die Versuchung nicht nach lässt. Unser Körper ist zum Glück lernfähig und kann alte Gewohnheiten abschütteln, so vergeht mit der Zeit automatisch die Lust nach Süssem.
aber Alternativen
Auf den Entscheid auf Zucker zu verzichten, sollten nicht tägliche Trauerfeiern, um das Erdbeerjoghurt, die heisse Schokolade und den Nussgipfel folgen. Diese Energie ist in die Suche von Alternativen und dem Herumtüfteln an leckeren zuckerfreien Rezepten besser investiert. Erst wenn man sich richtig mit den einzelnen Lebensmitteln befasst, wird einem bewusst, dass die Auswahl noch immer riesig ist und man bestimmt nicht verhungert. Spannend zu beobachten ist, wie sich die Geschmacksnerven im Mund bereits nach kurzer Zeit anpassen und das bisher fade Naturjoghurt angenehm säuerlich schmeckt.
und sich ändernde Geschmacksnerven!
Mein erstes Geschmackserlebnis hatte ich bereits zwei Wochen nach Beginn der Ernährungsumstellung. Beim Ausmisten meines Vorratsschrankes stiess ich auf eine fast leere Tüte Natur-Vollkorncornflakes, die ich eines Morgens aufbrauchen wollte. Wie gewohnt Cornflakes und Milch gemischt, die ersten Bissen gegessen und von der aufkeimenden Süsse erschrecken lassen. Der Blick auf die Nährwertetabelle verriet, dass das gesundwirkende Vollkornfrühstück mit 17g Zucker pro 100g ausgestattet ist und meine Geschmacksnerven zurecht Alarm schlugen! Ich bleibe (freiwillig) beim Naturjoghurt mit Nüssen und Haferflocken.
Hin und wieder einen solchen Selbsttest durchzuführen, macht also durchaus Sinn. Bewusst einen zuckerhaltigen Keks essen, die Süsse spüren und die eigene Reaktion darauf.
Muss ich nun mein ganzes Leben auf Zucker verzichten?
Jein. Ja, denn das ist defintiv gesünder und immer wieder von neuem mit dem Zuckerentzug beginnen, macht auch keinen Spass. Nein, denn wer sich erfolgreich über Monate zuckerarm ernährt hat, darf auch vom selbst gebackenen Kuchen auf der nächsten Familienfeier kosten. Die Lust auf zuckerhaltige Speisen vergeht von alleine und wer gelegentlich etwas nascht, wird nicht gleich rückfällig – vorausgesetzt euer Verlangen wurde einen längeren Verzicht durchbrochen.
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